Broken Consort

für Ensemble mit Elektronik (1999)

Dauer: ca. 15 min
Uraufführung: Witten, 5.5.2000

GEMA-Nr.: 5245018

Medien


Je stärker Klänge aus Lautsprechern unser Alltagsleben durchdringen, desto mehr wird der Konzertsaal zu einem Refugium, in dem wir uns dem zerbrechlichen Zauber des lebendigen Musizierens widmen. Schon durch bloße Verstärkung kann dieser besondere Kontakt zwischen Spielern und Hörern zerstört werden.

Wenn in Broken Consort nun trotzdem live erzeugte Lautsprecherklänge zum Ensemble hinzutreten, so geschieht dies vor allem aus dem Interesse an zwei Grenzgebieten heraus: Zum einen an der Grauzone zwischen Akkord und Tongemisch (den Akkord kann das Gehör in Einzeltöne zerlegen, das Tongemisch kann es nur als globales Phänomen erfassen), zum anderen an der zwischen Tonhöhe und Rhythmus (die durch Verlangsamung bzw. Beschleunigung im Bereich zwischen 16 und 30 Hz ineinander übergehen).

Diese Grenzgebiete lassen sich mit der Präzision und Geschwindigkeit heutiger Computer nicht mehr nur in Tonbandstücken, sondern auch in der Live-Elektronik kompositorisch erkunden. So werden in Broken Consort beispielsweise die relativ durchsichtigen Instrumentalakkorde zu dichten Tongemischen angereichert, indem sehr komplexe Synthesizerklänge mit verwandtem spektralen Aufbau in sie hineingewoben werden. Schnelle periodische Modulationen der Synthesizerklänge (Vibrato, Flattern, Rauhigkeiten, Helligkeitsänderungen) werden außerdem mit bestimmten instrumentalen Spieltechniken (Vierteltonoszillationen/-triller, Flatterzunge, Multiphonics, Alternativgriffe) in vielfältige Beziehungen gebracht.

Durch solche Techniken des Verflechtens von instrumental und elektronisch erzeugten Klängen wird eine sehr kompakte "Symphonia" angestrebt – fast wie in den gebrochenen Consortien der vor-orchestralen englischen Kammermusik.